Cappu Talk: Susann Remke, USA-Korrespondentin, Wahl New-Yorkerin & Autorin “New York für Anfängerinnen” (plus NY-Insider-Tipps)

Letztes Jahr war ich zum ersten Mal in New York (Cappu Mum New York Diary) – Love at first sight. Eine liebe Münchner PR Lady hat mir daraufhin den Roman “New York für Anfängerinnen” ans Herz gelegt. Den hatte ich im Nu durch: Eine junge Redakteurin und Modebloggerin geht nach einer zerbrochenen Liebe von Berlin nach New York, baut dort einen Social Media Kanal für ein großes Verlagshaus auf, verliebt sich direkt am ersten Morgen im Big Apple unerwartet in einen Unbekannten und alles nimmt seinen Lauf. Ein romantischer, spritziger Roman, sehr lustig, manchmal zu Tränen rührend, spannend und macht noch mehr Lust auf New York.

Die Autorin Susann Remke musste ich einfach kennen lernen und freue mich riesig, dass dabei gleich ein interessantes Interview entstanden ist. Die Wahl-New Yorkerin lebt mit ihrer Familie in Brooklyn. Et voilá, hier ist mein heutiger Cappu Talk mit Susann Remke, journalistische Leiterin der New Yorker Dependance von Hubert Burda Media, USA-FOCUS Korrespondentin und Autorin von “New York für Anfängerinnen”.

Liebe Susann, ich liebe New York und hatte Dein Buch ruckzuck verschlungen. Wirklich super geschrieben – beim Lesen fühlt man sich, als sei man gerade mittendrin. Ein schöner, fesselnder Roman, der einfach gute Laune macht, auch wenn ich mich schon über ein klares Happy End gefreut hätte!

Wie kamst Du eigentlich auf die Idee, einen NY-Roman zu schreiben. Vielleicht doch eine „heimliche“ Autobiografie? Da gibt es ja gewisse Parallelen zu Deinem Lebenslauf.

Da ich mich beruflich meist nur mit ernsten Themen befasse, wollte ich einfach einmal etwas Lockeres und Lustiges schreiben. Ein NY-Roman hat sich dabei geradezu angeboten, weil in dieser verrückten Stadt einfach so viel passiert. Meine US-Führerscheinprüfung ist zum Beispiel exakt so abgelaufen, wie im Roman beschrieben. Um eine “heimliche” Biografie handelt es sich aber trotzdem nicht. Meine Romanfiguren sind frei erfunden, auch wenn mein Mann mich anfangs immer gedrängelt hat, endlich zu verraten, wer dieser Tom denn sei.

Sind die lustigen Leitregeln „New York für Anfängerinnen“ frei erfunden oder Ernst zu nehmen? Hier ein paar Beispiele aus Deinem Buch: „Stars und Sternchen oder: Wie man Promis richtig ignoriert“, Was der Ami sagt / Was der Deutsche hört / Was der Ami meint“, „Amerikanische Gastfreundlichkeit oder: Wie benehme ich mich richtig“. Die Erläuterungen klangen immer sehr einleuchtend.

Die lustigen Regeln sind zwar zugespitzt, aber durchaus aus dem Leben hier gegriffen.

Seit wie vielen Jahre lebst Du mittlerweile in der Stadt, die niemals schläft?

Ich lebe seit Anfang 2001 in New York, seit 14 Jahren also, und fühle mich natürlich mittlerweile wie ein richtiger New Yorker. Die zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie völlig lärm- und klimaanlagenresistent sind, auch wenn ein Polizist an der Kreuzung steht über rote Ampeln gehen, und die exakte Geschwindigkeit kennen, mit welcher sie die Metrocard am Drehkreuz durchziehen müssen, um durchzulaufen zu können, ohne das Schritttempo verlangsamen zu müssen. Auch meinem Kleiderschrank sieht man es an: Der ist mehrheitlich schwarz bestückt.

New York hat etwas Magisches. Die Menschen sind faszinierend, sehr individuell und offen, es gibt irgendwie nicht diese klassischen Uniformen. Es geht auch alles so rasend schnell, wir sind schon rasch gelaufen, wurden trotzdem zig Mal von New Yorkern überholt (beziehungsweise fast umgerannt). Ist dieses besondere Gefühl noch da, das Du mit Zitaten wie „Only in New York, kids, only in New York.“ gut beschreibst oder lebt es sich dort mittlerweile genauso, wie in jeder anderen Großstadt?

Ich glaube, das ganz besondere Gefühl wird nie verschwinden. Wenn ich abends mit dem B-Train über die Manhattan Bridge fahre und die Sonne hinter der Skyline von Downtown untergeht, bin ich noch genauso verliebt in diese Stadt wie am ersten Tag. (Und zugegebenermaßen habe ich mittags beim Lunch holen auch schon ein paar Touristen umgerannt, die unvorsichtigerweise einfach mitten auf dem Gehsteig stehen geblieben sind. Sorry!)

In New York für Anfängerinnen spürt man förmlich Dein Faible für Brooklyn, wo Du ja auch in der Realität mit Deiner Familie lebst. Was macht das Viertel für Dich so besonders? Stimmt es wirklich, dass man in Manhattan nur die Kids mit Nannys sieht und in Brooklyn mehr Mütter mit ihren Kindern auf der Straße unterwegs sind.

Mein Mann und ich sind 2001 nach Brooklyn gezogen, als Brooklyn noch “bäh” war. Aber wir konnten uns Manhattan einfach nicht leisten. Damals kamen die ganzen Kreativen nach Brooklyn: Schriftsteller, Künstler, junge Modedesigner – eine wahnsinnig spannende Mischung von Menschen. Mein Sohn geht zum Beispiel mit dem Sohn von Bestsellerautorin R J Palacio (“Wunder”) und dem Sohn von Jonathan Franzens (“Die Korrekturen”) Literaturagentin in die gleiche Klasse. Alles super nette Mamas übrigens. Leider ist Brooklyn mittlerweile so trendig geworden, dass halb Manhattan hierher zieht – und es immer teurer wird.

Ich weiß nicht, wo das Märchen der Nannys herkommt, aber nein, es stimmt einfach nicht. Die Nannys in Brooklyn sind allerdings viel cooler (angehende Drehbuchautoren, Musikerinnen etc.) als die in Manhattan, und es sind auch viele Mannys (männliche Nannys) darunter.

Ab welchem Alter würdest Du eine Reise mit Kind nach New York empfehlen?

Wir hatten schon Besuch von Freunden mit Vierjährigen, denen New York (“Elmo am Times Square!”) super gut gefallen hat. Die Frage ist: Wird sich der Vierjährige später an den New York-Besuch überhaupt erinnern? Grundsätzlich denke ich, so richtig schön für Kids wird es erst, wenn sie wenigsten ein bisschen Englisch sprechen.

Hast Du Tipps, wo man am Besten mit Kindern in der Stadt übernachten kann (nicht zu überteuert, wenn überhaupt möglich)?

Eigentlich nicht, weil Freunde natürlich immer bei uns schlafen (lacht). Aber ich habe einen Profi gefragt, nämlich meine Freundin Nele Husmann, die den “Familienreiseführer New York” geschrieben hat. Ihre Vorschläge:

  • Tribeca Grand, wo die Kleinen von einem Goldfisch als Haustier begrüßt werden und sogar einen eigenen Screening Room für Kinofilme haben
  • Affinia 50, ein praktisches Apartmenthotel nahe des Puppenladens American Girl Place. Als Begrüßungsgeschenk gibt es ein Geschenkpaket mit Puppenbett

Deine Top 3 Orte mit Kind in New York, die nicht in jedem Reiseführer stehen?

  • Unschlagbare Aussicht: Jane’s Karussell im Brooklyn Bridge Park
  • Bogenschießen wie Katniss Everdeen aus den Hunger Games: Gotham Archery. Und danach einen Bio-Burger bei Moo Burgers (beides in Brooklyn)
  • Schlafen mit Dinosauriern: Das auch sonst großartige Museum of Natural History lädt mehrmals im Jahr zum Sleepover ein. Dann kann man (mit Papa oder Mama) eine Nacht im Schlafsack unter dem blauen Riesenwal verbringen und in Dunkeln mit Taschenlampen das Museum erkunden

Deine Top 3 Orte ohne Kind in New York?

  • Dinner im ABC Kitchen, meinem absoluten Lieblingsrestaurant
  • Drinks in der Penthouse-Bar des Standard Hotels (“Boom Boom Room”)
  • Im Sommer: Rooftop Films – auf den Dächern der Stadt draußen Kino gucken (rooftopfilms.com)

Wie sollten wir uns in New York kleiden, um nicht gleich als Touri enttarnt zu werden?

Touris erkennt man an praktischer Kleidung wie Windjacken, Rucksäcken und Sportschuhen. Also erst einmal das Expeditionsoutfit zu Hause lassen. Natürlich will man bequeme Klamotten tragen, wenn man stundenlang durch die Straßenschluchten trappert, aber es können ja auch coole Retrosneakers zu einem netten Kleid oder einer Jogg-Jeans von Diesel kombiniert mit weißem Männer-T-Shirt und schwarzem Jackett sein.

Eine letzte Frage für uns Cappu Mums: Wo gibt es in New York den besten Cappuccino?

Ganz klar bei der Blue Bottle Coffee Company, zum Beispiel in der Filiale an der High Line. Superhipster trinken übrigens (wieder) Filterkaffee

Liebe Susann, 1000 Dank für Deine Zeit, die tollen Antworten und Tipps (den Familienreiseführer werde ich mir gleich bestellen). Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Aufenthalt!

New York für Anfängerinnen bekommt ihr hier online. Unbedingt lesen!

New-York-für-Anfängerinne

6 Kommentare zu “Cappu Talk: Susann Remke, USA-Korrespondentin, Wahl New-Yorkerin & Autorin “New York für Anfängerinnen” (plus NY-Insider-Tipps)

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